Prämierte Projekte 1

Bau an! (Halle/Leipzig) /// von Johannes Touché, Journalist und Architekt (Berlin)
und die Berliner Designer-Gruppe anschlaege.de (Axel Watzke, Christian Lagé, Steffen Schuhmann)

Jurykommentar /// "Das Projekt "Bau An!" thematisiert die programmatische Transformation der Stadt durch Ruralisierung. Die Autoren schlagen die Nutzung leer stehender Plattenbauten für die Zucht von Edelpilzen, als einen ersten Schritt zur Subsistenzwirtschaft in schrumpfenden Städten, vor. Die ökonomische, agrar- und bautechnische Realisierung wird dabei präzise beschrieben.

Die Jury hat den Vorschlag in der ersten Jurysitzung als eine symbolische Konfrontation mit der postsozialistischen Situation gesehen, jedoch auch vor dem allzu wörtlichen Verständnis der Idee des "Verschimmelns" gewarnt, die unfreiwillig Menschen in schrumpfenden Städten in eine vergangene zivilisatorische Entwicklungsstufe zurückversetzt. Trotz der Einwände der Jury wurde die Arbeit konsequent und provokant in Richtung Realisierung verfolgt, indem sie sich bewusst als positive Alternative zu den staatlichen (Fehl)Investitionen in Ostdeutschland positioniert und die Realisierung eines genossenschaftlich organisierten Betriebs anstrebt.

Die Arbeit thematisiert den positiv-negativen Dualismus des Schrumpfens. Das Schrumpfen wird nicht nur mit dem Verfall assoziiert, sondern auch als eine positive Möglichkeit, aus verlassener Architektur neue Infrastrukturen zu gewinnen, die für eine Selbstversorgerproduktion genutzt werden kann. Die Architektur bekommt dabei eine neue Bedeutung, indem sie zur produktiven Basis der Agrostadt wird. In diesem Zusammenhang sollte dann auch die Rolle des Planers hinterfragt werden. Welche Rolle erhalten Architekten in der notwendig werdenden Um- und Neuprogrammierung der Stadt? Kann die planerische Kommunikation mit den gleichen Parametern formuliert werden, mit denen eine wachsende Stadt geplant wird?"